| Sich mit dir selbst zu beschäftigen, ist anstrengend und unbequem.
Ablenkungen sind viel angenehmer und liefern den perfekten Grund, um keine Zeit für Selbstreflexion zu haben. Vor allem, wenn dich diese Ablenkungen von Außen betrachtet, erfolgreicher machen. Sie sind der perfekte Fluchtweg. Du kennst bestimmt diese Zeiten, in denen du über dich hinauswächst, um dich nicht mit der Situation beschäftigen zu müssen, wo es schon lichterloh brennt und die eigentlich deine Aufmerksamkeit bräuchte.
Produktive Ablenkungen sind so tückisch, weil uns andere dafür beneiden, ohne den wahren Grund für unseren dahinterliegenden Antrieb zu kennen.
Sie sind wie tickende Zeitbomben und es ist wichtig, sie zu hinterfragen, damit du weiterhin von ihnen profitierst, ohne der Gefahr, dass du dich nur mit ihnen ablenkst, bis es knallt.
Ablenkung 1: Hustle Modus und 16 Stunden Tage
Es ist mit Abstand die größte Ablenkung und beste Ausrede.
Je nachdem, in welchen Kreisen du unterwegs bist, wirst du sogar dafür gefeiert. Völlig unabhängig davon, ob du wirklich produktiv bist oder nur beschäftigt.
Selbstständige kreieren sich ein goldenes Hamsterrad und Angestellte opfern sich auf, suchen sich einen Zweitjob oder aufwendigen Nebenerwerb. Problematisch daran ist, dass du dich wahrscheinlich selbst manipulierst, um diesen Hustle Modus aufrechtzuerhalten, wenn du es unbewusst als Ablenkung nutzt. Im schlimmsten Fall bist du nicht einmal ansatzweise so erfolgreich, wie du sein könntest, wenn du einen anderen Antrieb dahinter hättest. Falls du von morgens bis abends Gas gibst und vergleichsweise wenig vorzuweisen hast, ist jetzt der Zeitpunkt, es zu hinterfragen.
Dein tägliches Tun ist das, wo du deine meiste Zeit und Energie investierst und es ist wichtig, dass du diese nicht nur verbrennst, sondern etwas davon hast. Wenn du damit beginnst deinen Fokus auf den Grund der Ablenkung zu richten und dich darum kümmerst, wirst du bald viel weniger arbeiten, jedoch wesentlich mehr damit erreichen. Ebenso wird dich deine tägliche Arbeit viel mehr erfüllen.
Du kannst in 4 Stunden täglicher Arbeit mehr erreichen als in 16 Stunden, wenn du deinen Antrieb dahinter kennst.
Ablenkung 2: Netzwerken und Menschen ohne Ende
Diese Ablenkung hängt eher von der Persönlichkeit ab.
Wenn du von Haus aus weniger unter Menschen gehst, bist du hier seltener anfällig. Solltest du dich jedoch dabei erwischen, dass du permanent die Gesellschaft anderer suchst, musst du aufpassen.
Auch dieses Verhalten kannst du dir schönreden und auch hier wirst du in den richtigen Kreisen dafür bewundert. Als ich Katja (die starke Frau an meiner Seite) kennenlernte, war ich fasziniert von ihrem Netzwerk und wie sie täglich unter Menschen ist. Damals dachte ich noch, ich wäre stark introvertiert und hätte unterentwickelte soziale Fähigkeiten und dass ihr das als Extrovertierte leicht fällt. Später erzählte sie mir jedoch, dass sie früher ständig unter Menschen war, damit sie nicht mit sich allein sein musste. Solltest du auch das Gefühl haben, nicht mit dir allein sein zu wollen, darfst du das genau hinterfragen.
Es ist wichtig, unter Menschen zu sein. Beziehungen sind unser Leben. Wenn Beziehungen jedoch nur Mittel zum Zweck werden, um dich nicht mit dir beschäftigen zu müssen, hat es negative Auswirkungen auf alle Lebensbereiche.
Tiefe Beziehungen können dein Leben verändern, aber das ist nur möglich, wenn sie mehr sind als eine Ablenkung.
Ablenkung 3: Intensives Training und Leistungswahn
Diese Ablenkung ist der Grund für meine Selbstständigkeit als Personal Trainer.
Ich habe schon immer trainiert, aber als die Herausforderungen in meinem persönlichen Leben wuchsen, stieg auch die Intensität im Training. Dieser Fluchtweg ist perfekt, um eine Mauer zu bauen.
Intensives Training und Leistungswahn wirken auf zwei Arten. Du kannst dich damit betäuben oder du kannst dich damit spüren. Ich habe mich mit intensivem Training betäubt und hatte die besten Trainingseinheiten, wenn es im Privaten am meisten kriselte. Es ging so weit, dass ich sieben Tage die Woche trainierte und mein "Hobby" zu Beruf machte. Falls du die besten Trainingseinheiten hast, wenn es im Privaten drunter und drüber geht, darfst du aufpassen.
Es ist faszinierend, wenn du hinter die Fassaden von Alltagsathleten schaust, die ein nicht nachvollziehbares Trainingsregime haben. Fast immer verbirgt sich dahinter ein Antrieb, der nichts mit körperlicher Gesundheit zu tun hat.
Intensives Training und ein gewisser Anspruch an die eigene Leistungsfähigkeit sind wichtig, solange es nicht nur dazu dient dich zu spüren oder zu betäuben.
Was passiert, wenn du aufhörst, dich abzulenken?
Ich schlimmsten Fall erleidest du eine kleine Identitätskrise.
Oder du verlierst einfach nur deinen Antrieb für die Ablenkung und kannst dich nicht mehr dazu aufraffen.
In jedem Fall warten Wachstumsschmerzen und ein ehrlicher Blick in den Spiegel.
Das ist der Hauptgrund, weshalb viele in ein Loch fallen, sobald persönliche Blockaden aus dem Weg geräumt wurden und kein Antrieb mehr für Tätigkeiten da ist, die vorher leicht fielen.
Das Schöne daran ist jedoch, dass dies die perfekte Grundlage ist, um als Schöpfer deines Lebens voll in die Umsetzung zu gehen.
Denn sobald du anfängst dich mit dir zu beschäftigen, darfst du dich neu erfinden und dann werden ganz andere Ergebnisse möglich, als du jemals vorher geglaubt hättest.
|
